Reimer von Essen
(Klarinette, Alt-Saxophon, Gesang, Komposition, Arrangement, Bandleader)
Geboren am 31. Oktober 1940 in Hamburg. Spiritus rector der Barrelhouse Jazzband und seinen großen Vorbildern (Johnny Dodds, George Lewis und Sidney Bechet) hörbar verpflichtet. Schulzeit in Shanghai, Plön und seit 1949 Frankfurt, Abitur 1958, dann Studium (Englisch, Deutsch, Musik). 1966-1991 Lehrer an einer Frankfurter Hauptschule, Komposition zweier Schulopern, seitdem Berufsmusiker. Erste Jazzkontakte durch Platten von Freunden, Blockflöte, Klarinettenunterricht 1954-1956 bei Prof. J. Englert, Jazztheorie bei Alfons M. Dauer. Die erste Band: 1957 in Frankfurt, die Beale Street Seven. 1958 Gründung der Blue Washboard Five (ein Titel auf einer Festival-LP). 1959 zur Smokehouse Jazzband, seit 1962 Leiter der Barrelhouse Jazzband, auch als Arrangeur und Komponist.
Mit der Barrelhouse Jazzband 1968 Ehrenbürger von New Orleans nach Auftritt beim dortigen Festival, Tourneen durch über 50 Länder der Erde und Aufnahmen von bisher rund 30 LPs und CDs.
"Nebenbei" Mitarbeit bei der Ragtime Society (2 LPs), den Jazz Classics (2 LPs), 1982 Mitbegründer des Art Hodes International Trio (1 LP, 2 CDs, MCs), das als International Trio weiterlebt (8 CDs), Solist bei Plattenproduktionen (6 LPs/CDs), Leiter der "The New Orleans Four" (2 CDs) und dem Reimer von Essen Trio. Mitbegründer der Original Union Brassband und der Big Band Memories.
1965 Mitbegründer der Gesellschaft zur Förderung des New Orleans Jazz und Mitveranstalter der Hot Jazz Festivals. Gelegentlich Dozent für das Goethe Institut und die Sommer-Universität Alpbach, Autor von Jazzpublikationen. 1990-2000 Vorstandsmitglied der Hessischen Jazzakademie, 1992-1996 künstlerischer Leiter der Plöner Jazztage, seitdem Berater großer Festivals. Leiter des Ascona Hot Jazz Workshops von 1996 bis 2003. Seit 2007 Dozent beim "Classic Jazz Workshop" in Marburg bzw. Bad Hersfeld. Mitarbeit an bedeutenden Publikationen über Jazz, zuletzt bei "Jazz" (in der Reihe Musik des 20. JH, Wolfgang Sandner Hg., Laaber Verlag, 2005). Zusammen mit Horst Schwarz bietet er auch ein Bandcoaching für traditionelle Jazzbands an.
Reimer von Essen ist in Radio, TV, Zeitungen und Büchern als zentrale Persönlichkeit des traditionellen Jazz in Deutschland beschrieben worden.
Kompositionen von Reimer von Essen: Ginhouse Stomp, Those Barrelhouse Blues, Wooding Stomp, Talking Hot, Last Chance Blues, Twenty Years, Ecoes Of Mezz, Ghs Shuffle, A Matter Of Give And Take, Orion Rag, New Harlem Shout, Mauritius.
Im Jahr 2011 erhält Reimer von Essen den Hessischen Jazzpreis 2011. Diese hochdotierte Auszeichnung wurde in den vergangenen 20 Jahren an Künstler wie u.a. Emil Mangelsdorff und Heinz Sauer oder das HR-Jazzensemble verliehen. Nun erstmals auch an einen Musiker, der keinen "zeitgenössischen" Jazz spielt, sondern Jazzstile von New Orleans bis Swing bevorzugt. Und damit seit einem halben Jahrhundert international erfolgreich ist. 2015 wurde er als "Keeper of the Flame" vom Jazzclub Osnabrück ausgezeichnet.